Klarinette

Anleitung zur richtigen Handhabung des
AquaSelektor

Bei dem beschriebenen Arbeitsablauf wird davon ausgegangen, dass nicht nur ein Interesse daran besteht, gleichmäßig gute Mundstücke anzufertigen, sondern auch die Notwendigkeit einer statistischen Erfassung der Daten von den einzelnen Hölzern einsichtig ist. Nur wenn von dem fertigen Mundstück später noch die Daten über die Holzqualität nachzuprüfen sind, können Rückschlüsse auf das Material gezogen werden. Als Muster einer praktischen Tabelle für gemessene Hölzer wurde ein Statistikvordruck erstellt.

In der Praxis hat sich gezeigt, dass die Arbeitseinheiten beim Rohrbau etwa 90 Minuten nicht überschreiten sollten. Aus diesem Grunde wird die Menge der Hölzer auf 25 Stücke begrenzt.


Die Holzröhren werden wie gewohnt in vier Teile gespalten. Dabei ist darauf zu achten, dass nicht zu breite Stücke entstehen. Hölzer mit zu starken Abweichungen von der Symetrie werden sofort aussortiert. Es empfiehlt sich, schon bei diesem Arbeitsgang die Anzahl schlechter Stücke zu notieren, damit sich später ein Bild über die Qualität des Ausgangsmaterials für weitere Holz-Bestellungen ergibt.

Als einzige Voraussetzung für die Messung müssen die Viertel nun exakt auf Länge geschnitten werden. Das kann natürlich auch schon vor dem Spalten mit der ganzen Röhre durchgefürt werden. Üblicherweise werden Hölzer für Klarinette auf 70 mm geschnitten. Für die Messung ist es wichtig, dass nur Hölzer gleicher Länge miteinander verglichen werden. Es ist auch möglich, andere Längen zu verwenden und zu messen (Bassklarinette), allerdings beziehen sich hier alle Angaben auf Hölzer mit einer Länge von 7 cm.

Sobald 25 Hölzer gefunden wurden, die gerade gewachsen sind und bereits die richtige Länge haben, werden diese Stücke in der Mitte mit wasserfestem Stift von 1 bis 25 nummeriert. Wenn sich die Hölzer als brauchbar erweisen und weiterverarbeitet werden, wird diese Zahl später mit dem Ausstich abgetragen und durch eine Registrationsnummer am Schaft ersetzt. Um Verwechslungen zu vermeiden, sollten die Ziffern 6 und 9 unten mit Punkten versehen werden.

Nachdem der Kolben entfernt wurde, wird der AquaSelektor mit kaltem Leitungswasser exakt bis zur Wasserstandslinie befüllt. Danach wird der Kolben wieder bis zum Anschlag nach unten in den Zylinder gedrückt.

Damit der Wasserstand im AquaSelektor durch die Messungen nicht absinkt, wird jedes Holzstück unmittelbar vor der Messung zur Hälfte in einem bereit stehenden Wasserglas befeuchtet. Wenn der Wasserstand zwischendurch kontrolliert wird, muss der Kolben dafür entfernt werden.

Stellt sich während der Messung heraus, dass ein Holz nicht in den AquaSelektor passt, weil es zu breit ist, wird seitlich ein kleiner Span abgespalten.

Mit der befeuchteten Seite wird das Holz nun in den AquaSelektor eingetaucht. Durch leichtes Klopfen mit dem Zeigefinger von oben auf den geriffelten Griff des Kolbens wird das Holz im Wasser ausgependelt. Nach der ersten Messung lassen sich die Hölzer noch problemlos aus dem AquaSelektor herausnehmen, da sie im trockenen Zustand weit genug aus dem Zylinder herausragen.

Wird der AquaSelektor auf einem Rüttler (wie er z.B. im zahntechnischen Labor verwendet wird) platziert, pendelt sich das Holz von selbst aus und haftet nicht versehentlich an der Wandung des Zylinders.

Auch eine Handy das mittels einer App auf Vibrationsmodus geschaltet wird, kann diesen Zweck erfüllen.

Auf der Skala wird abgelesen, wie weit das Holz im AquaSelektor eingetaucht ist. Dichtes (schweres) Material sinkt tiefer ab und bekommt einen niedrigen Wert. Leichtes Holz hat einen hohen Auftrieb und entsprechend groß ist die abgelesene Zahl auf der Skala.

Der abgelesene Wert wird für jedes der 25 Hölzer unter der entsprechenden Nummer des Holzes in die Spalte TAT (TrockenAufTrieb) eingetragen.

Nachdem alle 25 Hölzer gemessen wurden, werden sie in einem Gefäß für genau 4 Stunden durch einen Deckel unter kaltes Wasser gedrückt. Danach wird der Messvorgang im AquaSelektor für jedes Holz wiederholt, wobei die Werte in der Spalte NAT (NassAufTrieb) eingetragen werden. Auch hier ist wieder auf den exakten Wasserstand im AquaSelektor zu achten.

Ein Countdown-Timer (auch als Handy-App) ist eine nützliche Hilfe zur Erinnerung.

Nach dem Einweichen tauchen die Hölzer bei der zweiten Messung tiefer in den AquaSelektor ein. Herausnehmen kann man sie leicht, indem man sie mit dem Kolben wie mit einem kleinen Fahrstuhl ein wenig anhebt.

Die Werte der beiden Spalten TAT und NAT werden für jedes Holz addiert und als SAT in den Statistikvordruck eingetragen. Sehr hartes Holz hat einen SAT um 15. Die weichen Hölzer haben SAT-Werte von 25 und darüber. Bei dem abgebildeten Beispiel schwankten die Werte um 10 SAT-Punkte. Der ideale Bereich hängt neben dem persönlichen Geschmack auch von der Art der weiteren Bearbeitung ab. Ähnlich wie bei den Hölzern für Fagott, können weiche Hölzer dünner innengehobelt werden, damit die Bahn dann später dichter unter die harte Schale kommt. Hartes Holz sollte nach dem Innenhobeln etwas dicker sein, um dann die Bahn in steilerem Winkel in die weichen Schichten des Holzes zu verlegen. Erfahrungen, um wieviele 1/100 mm die Dicke pro SAT-Wert zunehmen bzw. abnehmen sollte, wie sie für Fagott bereits vorliegen, müssen erst noch gesammelt werden. Zunächst empfiehlt es sich, bei einheitlicher Einstellung des Innenhobels den eigenen Idealwert des SAT zu finden, um dann später angrenzende Werte durch Anpassung der Dicke beim Innenhobeln auch mit Erfolg verarbeiten zu können.

Alle Hölzer, die ihrem SAT-Wert entsprechend ausgesucht wurden und weiterverarbeitet werden, sollten nun sofort im nassen Zustand innen gehobelt werden. Danach kann und sollte das Material trocknen und mindestens einige Tage lang ruhen.

Damit sich später fertige Blätter noch den SAT-Werten zuordnen lassen, bekommt jedes Holz, welches tatsächlich weiter bearbeitet wird, eine fortlaufende Registrationsnummer. Diese Nummer wird unten auf den Schaft geschrieben, bevor das Blatt von außen bearbeitet wird. Zugleich wird sie unter der entsprechenden Ordnungszahl in den Statistikvordruck eingetragen. Die Felder von Hözern, die sich als zu hart oder zu weich erwiesen haben, bleiben dabei leeer. Wird ein neuer Vordruck angefangen, so werden die Registrationsnummern fortlaufend weitergezählt.

Es empfiehlt sich, eine Auswertung über die Holzqualität und die Ergebnisse der fertigen Blätter vorzunehmen. Dazu werden die SAT-Werte der 25 Hölzer unten auf dem Statistikvordruck durch Striche auf der Skala vermerkt. So kann die "Ausbeute" auf einen Blick erfasst werden.

© 2002 Andreas Schultze-Florey

www.schuflo.de - Stand: 20.06.2015